Dienstag, 25. Mai 2010

HABAPAPA

06.03.2010 etwas zerrt mich vehement ans Wasser. Ich muss meinen Kopf lüften. Es ist bitterkalt. Eine kleine Auswahl Köder und eine Rute liegen bereit im Auto. Lange im Voraus wusste ich dass ich diese Auszeit brauchen würde.
Ich bin innerlich aufgewühlt, gedankenverloren montiere ich den Gummifisch und beobachte wie er in einem Widerwasser landet. Eine gute Stelle, aber irgendwie fühle ich mich, als ob ich mir selber aus weiter Ferne zusehen würde - Biss!
Ich hab mich so erschrocken, dass ich den Fisch nach einigen Metern verloren habe. Eines wusste ich jetzt aber mit Sicherheit, als Vater kann Habakuk immer noch fischen!
Meinen Gefühlszustand verdanke ich meinem Sohn Janosch, der am 04.03.2010 geboren wurde. Der Kleine musste für eine ganze Woche ins Spital. Für uns Eltern eine schreckliche Zeit voller Unsicherheit und Angst. Nach einer bangen Woche durften wir mit einem gesunden Kind nach Hause und geniessen jetzt die wundervolle Zeit mit unserem „Moudi“
Gespannt erwartetet ich, ob sich die guten Vorzeichen bewahrheiten würden - aber sie taten es nicht. Trotz eines langen Forellen-Eröffnungstages am 16ten und einem ganztägigen Treffen mit den Tackle Junkies konnte ich keinen Fischkontakt verzeichnen.
Ich bin immer noch ein leidenschaftlicher Fischer, obwohl die Zeit jetzt manchmal knapp ist, gebe ich alles und Einsatz wird manchmal eben doch belohnt, auch wenns schon mal länger dauern kann.

30.03.2010 Stadtberner Aaretiger. Einer von fünf Bissen, bei ungefähr 20 Würfen in sage und schreibe 12 Minuten! Ich war „zu früh“ zu einem Termin, 12 Minuten reichen doch locker für ein paar Würfe... grins



02.04.2010 Wir teilen uns die Pflege von Janosch zu gleichen Teilen, geschlafen haben ich in einem anderen Leben. Früh aufstehen muss ich jetzt nicht, ich bin schon wach um den schönen Sonnenaufgang an der Aare zu erleben.









06.04.2010 Zum ersten Mal wage ich mich mit Janosch im in der Trage zu fischen. Ich freue mich riesig! Noch begleitet mich Anja und schiesst ein paar tolle Bilder. Ausser einer übermütigen Äsche die meinen Wobbler attakierte, konnten wir keinen Fischkontakt verzeichnen.



14.04.2010 Opapa Loup wurde an der Hüfte operiert. Die lange Fischerpause wirkte sich negativ auf den Heilungsprozess aus. Zum Glück konnte ich es einrichten mit ihm an einer gut zugänglichen Stelle ein bisschen zu fischen. Ihr hättet uns sehen sollen, als ich den hüftoperierten Opapa Loup auf die Knie bitten musste um mir den Fisch zu feumern! 37cm Aaretiger



18.04.2010 Mit Anja am Ufer kann ich sogar in der Saane waten. Heute durfte ich mit Janosch in der Trage den ersten Fisch drillen! Leider hakte die grosse Barbe nach kurzem Drill ab.







27.04.2010 Janosch und ich sind ein gutes Team geworden. Anja studiert und ich bin oft am babysitten. Frische Luft und frische Fische sollen gesund sein... Und tatsächlich können wir zusammen einen Fisch fangen, eine dicke 39er Aareforelle! Das war ein Erlebnis!







19.05.2010 Emme. Heute Abend bin ich ohne Janosch an der Emme. Es ist einer dieser Tage an denen man zwar nur eine Minute braucht um in den Bach zu steigen, aber eine Stunde um dort auch wirklich anzukommen. Zum Glück hat mich ein Biss direkt vor meinen Füssen geweckt. Bald darauf kann ich eine schöne 30+ Forelle landen. Das kann ja doch noch ein ganz interessannter Abend werden. Lange bin ich gelaufen um genau am weitesten Punkt zur richtigen Zeit am Richtigen Ort zu sein. In der Dämmerung schleich ich mich an – ein Fischlein flüchtet panisch an der Oberfläche, es scheint als wäre ich nicht der einzige Jäger! Drei Würfe lang nichts – und plötzlich öffnet sich ein grosses weisses V im düsteren Pool... 44cm!





Als ich das klarende Wasser der Saane sah, erklärte ich Anja, dass ich jetzt beim ersten Wurf eine Forelle fangen würde. Sie mit Janosch, ich mit der Rute wollten wir der Sache auf den Grund gehen. 32cm mass die Forelle vom ersten Wurf. Hochmut kommt vor dem Fang – oder wie heisst das doch gleich? Ich prahlte, ich fang eine zweite beim zweiten Wurf! Biss! Abgehakt! Fall – Hochmut kommt vor dem Fall, heisst es...

22.05.2010 Ein wunderschöner Morgen im Habaland, Janosch hat mich pünktlich um 5.15 geweckt – und Anja hat übernommen – dankeschön! 37cm Forelle





28.05.2010 Heute wurden wir doch tatsächlich angegriffen. Die Hornisse hat nicht mit Mastercaster Habapapa gerechnet. Mit einem gezielten Wurf hab ich sie im Flug am Schädel aufgespiest. Legt euch nicht mit hütenden Vätern an! Das ist natürlich gelogen, und der Fang war zufällig, das hübsche Alet hingegen haben wir absichtlich gefangen...





Jetzt habe ich mit Janosch bereits eine 39er Forelle, ein Hechtlein und ein Alet gefangen. Wir haben zusammen lange staunende Spaziergänge in der Natur gemacht, haben Hornissen aufgespiesst, und immer wieder haben wir zusammen Faszinierendes erlebt: gestern gabs plötzlich einen riesen Krach. Der grosse Schwan, der in der Bucht brütet startet mit viel Kravall und steuert übers Wasser rennend eine "Ente" an. Plötzlich sehe ich, dass das gar keine Ente ist - sondern ein schwimmender Rehbock! ich traue meinen Augen nicht, der Schwan greift den Bock im Wasser an, der Bock macht rechtsum kehrt, schwimmt panisch ans Ufer, verschwindet im Unterholz und der Schwan hinterher! Ich stehe da - realisiere, was da abgegangen ist, und denke an die Kamera die ich die ganze Zeit in der Hosentasche gehabt hätte... gibts den sowas!
Und noch etwas merke ich beim aufschreiben von all diesen Erlebnissen. Die Geschichte von Haba im Habaland, jetzt mit dem neuesten Bewohner Janosch, findet kein Ende – und genau das gefällt mir an dieser Geschichte am besten...