Montag, 18. Oktober 2010

Grayling

Ihr hättet mich sehen sollen. Meine Mütze hängt mit mir im Busch über mir. Zu beiden Seiten Äste und plötzlich schnappt eine schöne Äsche blitzartig eine Fliege von der Wasseroberfläche.
Ich erstarre und verharre in der ungemütlichen Stituation. Wie soll ich mich bloss befreien?
Schmatz - noch eine Fliege verschwindet. Es ist nicht so, dass ich mich aus den paar Ästen nicht hätte herauswinden können. Das Problem vielmehr war, dass ich mich gar nicht befreien wollte.
Schlimmer noch, ich spielte mit dem Gedanken - um nicht zu sagen der Gedanke spielte mit mir - aus meiner verzwickten Postion mit der Fliegenrute einen Wurf zu zaubern.
Ich stand eine ganze Weile da, bis ich den Entschluss gefasst hatte, den Wurf in feinstem Single-Hand-Spey-Casting-Style zu wagen. Es ist ja nicht so, dass ich diese Anglizismen in Wirklichkeit beherrschen würde... Aber ich könnte ja einfach so tun als ob, wenn gerade niemand zusieht. Konzentration, Schnur ausrichten, Rute aufladen, Schnur ankern, Rute laden, Schnur ankern und die Fliege flog als könnte sie fliegen! Ich traute meinen Augen nicht - die zwar die versunkene Fliege nicht erspähen konnten, aber dafür einen farbigen Äschenleib aufblitzen sahen - noch bevor ich wieder meinen Augen traute.
Eine noch viel grössere Weile stand ich da, um diesen Wurf zu wiederholen. Aufgepeitschtes Wasser und fliegenfressende Pflanzen behinderten mein Vorhaben. Doch endlich fliegt sie wieder, meine Fliege, landet sanft und belohnt mich für meine Mühen mit der grössten Äsche auf Trockenfliege in meiner kurzen Fliegenfischerkarriere.
37cm Zierfisch am Stück.





Der kurze Ausflug wurde von einer weiteren Äsche mit 31cm abgerundet, die lieber nicht fotografiert werden wollte.

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